Bevor wir die Geschichte des Anime erläutern, müssen wir auf etwas anderes eingehen. Ein Streit, der die Fanlager schon seit Jahrmillionen spaltet. Die Frage lautet: Wie lautet die Mehrzahl von Anime?
Anime ist die Kurzform zu animēshon (stellt euch das mit dem geilen japanischen Akzent vor (^_^)). Das wiederum ist die japanische Interpretation des Wortes animation. Wie wir das recherchiert haben, gibt es im japanischen keine Pluralformen. Die japanische Mehrzahl von Anime wäre demnach dieselbe.
Jetzt wurde aber ein gewisser Duden (das langweilige gelbe Buch ohne geile Story) auf diesen Trend aufmerksam und hat dieses Wort eingedeutscht. Im deutschen und auch im englischen lautet die korrekte Schreibweise also Animes. Jetzt kann man natürlich sagen, man bezieht sich auf das japanische Wort, oder man nutzt die deutsche Schreibweise.
Es ist also beides möglich, die korrekte deutsche/englische Schreibweise ist aber Animes. Steht im Duden, guckst du -> Anime im Duden.
Während man in Deutschland unter Animes lediglich in Japan produzierte Zeichentrickfilme versteht, die gewisse Merkmale aufweisen, sind für Japaner alle Zeichentrickfilme der Welt Animes. Sie sind das passende Gegenstück zu Mangas, also praktisch der Film, oder die Serie zum Buch. Mangas sind die komischen Bilderbücher ohne Farbe, die von hinten gelesen werden.
Aber aufgehorcht liebe Lasers und Laiserinnen. Es ist nicht immer so, dass erst der Manga und dann die Serie folgt! Es gibt auch Animes ohne Mangas, Mangas ohne Anime und Serien, die erst im Nachhinein “verbucht” werden.
Man unterscheidet für gewöhnlich zwischen vollständig animierten Filmen (OVA) und Animeserien. Eine besonders große Animeserie wird in mehrere Staffeln unterteilt. Die meisten Animommen aber in sog. DVD Boxen heraus. Kleiner Aufreger am Rande: Die meisten DVD Boxen fangen mit 4-5 Folgen an und ab Box 2, reduziert sich die Zahl dann auf 3-4. Echt traurig (ó_ò).
Richtig große und langwierige Anime werden dann oft in Staffeln aufgeteilt. Die Anzahl der Episoden einer Staffel kann sich teilweise stark unterscheiden. Meist umfasst eine Staffel jedoch zwölf bis 13 Episoden.
Der erste bekannte Anime ist eine drei Sekunden lange Sequenz eines unbekannten Künstlers aus dem Jahr 1907. Diese Sequenz zeigt einen Jungen, der einem großen Anzug trägt und die Schriftzeichen für “bewegte Bilder” an eine Tafel schreibt. Danach dreht er sich um und grüßt den Zuschauer. Epic, oder?
Neben vielen weiteren animierten Kurzfilmen wurden in den darauffolgenden Jahren mehrere mehrteilige Animationsfilme entwickelt. Die erste richtige Animeserie entstand 1961. Ihr Schöpfer, Usamu Tezuka, war ein sehr erfolgreicher Mangaka und gründete für die Produktion der ersten Animeserie “Astro Boy” das Animestudio Tezuka Productions. Der Name gefiel ihm jedoch überhaupt nicht, weshalb er sein Studio bereits ein Jahr später in Mushi Productions umbenannte. Bis heute konnten die Mushi Animes jedoch die Beliebtheit der Animes des direkten Konkurrenzunternehmens, Toei Animation, nicht erreichen.
Tōei Animation gibt es seit 1948 und was die raus gebracht haben ist wirklich krass. Hier mal ein ganz kleiner Auszug ihrer Filme und Serien:
Ok, beliebt ist ein komisches Bewertungskriterium. Beliebte Animes müssen nicht die besten sein. Sind sie meistens auch nicht. Wir möchten euch an dieser Stelle aber mal drei beliebte, bzw. erfolgreiche Anime Kinofilme vorstellen “Prinzessin Mononoke“, “Pokémon: Der Film” und “Chihiros Reise ins Zauberland“. Diese haben wirklich die Kinokassen gesprengt:
Pokemon der Film lief 2000 in den deutschen Kinos. Es ging um den Kampf zwischen Mew & Mewtu (wohl eher Mew Two ~[°-°]~ ). Leider war die deutsche Version etwas gekürzt. Die Vorgeschichte wurde hier einfach weggelassen. Ziemlich cool war, dass man zu dem Kinoeintritt meistens auch noch eine Sammelkarte geschenkt bekommen hat. Der Film hat bis heute circa 160 Millionen Dollar eingespielt. Krass, oder?
Dann haben wir noch Prinzessin Mononoke, ein wirkliches Meisterwerk von Hayao Miyazaki und seinem Ghibli Studio. In die deutschen Kinos kam dieser Film 2001. Er wurde jedoch auf der Berlinale 1998 mit deutschen Untertiteln vorgestellt. Auch dieser Anime hat bis heute ca. 160 Millionen Dollar eingespielt.
Gewusst? Mononoke ist kein japanischer Name, sondern ein Sammelbegriff für für Geister & Dämonen.
Dann haben wir noch Chihiros Reise ins Zauberland. Auch dieser kommt aus dem Studio Ghibli. Dieser Film hat wirklich abgeräumt. Er ist Japans erfolgreichster Film und wurde mit ziemlich vielen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem einem Oskar für den besten animierten Film. Er spielte bis heute über 270 Millionen Dollar eingespielt.
Viele weitere Filme haben eine enorme Beliebtheit erreicht. So gehören “Mein Nachbar Totoro” , “Das Piano im Wald” zu echten Empfehlungen.
Natürlich ist es sehr schwer ein Ranking aufzustellen, welches die besten Anime Serien sind. Hier kann es sehr schnell zu Konflikten zwischen Otakus kommen. Das kann heftig enden. Um diese Aufstellung möglichst objektiv zu halten, richten wir uns nach den aktuellen Bewertungen von moviepilot. Diese Plattform erstellt das Ranking anhand von User-Bewertungen. Hier also Top 10 Animeserien und die jeweilige Punktzahl (Skala: 1-10):
Die weltweit beliebtesten Animeserien hingegen sind “Pokemon”, “Dragon Ball”, “One Piece”, “Detektiv Conan”, “Fairy Tail” und “Bleach”. Viele neuere Animeserien erreichen schnell eine große Beliebtheit. So ist aktuell der neueste Hit des Genres die Serie “Tokyo Ghoul”. Weitere beliebte Animeserien findet ihr auf moviepilot.de.
Anime verbreiteten sich außerhalb von Japan erst deutlich später. Deutschland erreichten sie beispielsweise erst am 16. März 1961. An diesem Datum wurde der erfolgreiche Film “Der Zauberer und die Banditen” des Toei Animation Studios in den deutschen Kinos eingeführt. Damals war der Film bereits zwei Jahre alt und galt als erfolgreiches Vorzeigeprodukt für den westlichen Markt. Schaut euch mal den Zeichenstil an.
Das japanische Studio war sich unsicher, ob sein erster großer Erfolg “Erzählung einer weißen Schlange”, der sich stark an der japanischen Mythologie orientierte, in seiner Gänze von Menschen außerhalb Japans erfasst werden könnte. Deshalb wählte man einen Film mit weniger mythologischen Bezug.
Unglaublich, wie sich die Animationstechnik verändert hat. Vergleicht man die ersten Anime mit heutigen animationstechnischen Meisterwerken, liegen Welten dazwischen. Nichts desto trotz, steckt hinter den alten Animefilmen, oft viel Liebe zum Detail und eine großartige Story. Heutzutage wird unserer Meinung nach, oft zu viel Wert auf Animationstechnik und Aufmachung gelegt, worunter der Inhalt leidet. Aussehen ist eben nicht alles.
Die erste Animeserie, die im deutschen Raum ausgestrahlt wurde, war Speed Racer. In dieser Serie geht es um einen Rennfahrer und seinen jüngeren Bruder. Beide arbeiten hart daran, ein großes Autorennen zu gewinnen und ihren Lebenstraum zu erfüllen.
Leider wurden nur drei der insgesamt acht geplanten Folgen im deutschen Fernsehen gezeigt. Aufgrund von starken Protesten seitens der Eltern und zahlreicher Pädagogen, sah sich der Sender ARD gezwungen, die Serie abzusetzen. Nachdem der Sender 1973 aufgrund des Ausfalls von zwei Asterix-Folgen, die Episoden vier und fünf von Speed Racer zeigte und erneut heftige Proteste erntete, distanzierte sich der Sender vollständig von Animes. Jaja, diese bösen japanischen Autorennfahrer (ó_O).
Der Ursprung der Proteste war eine öffentliche Bekanntgabe des Pressedienstes “Kirche und Fernsehen”. Die Kirche kritisierte den fremden Einfluss der Serie auf die Kinder und sorgte somit für die Proteste. Nicht-christliche Eltern und Pädagogen bezeichneten die Serie jedoch als “packend und mitreißend”.
In den kommenden Jahren wurde immer wieder die Ausstrahlung von Animes aufgrund von Protesten christlicher Eltern und Pädagogen verhindert. Animes setzten sich erst um 1980 in Deutschland mit den Serien “Captain Future”, “Wickie und die starken Männer”, “Nils Holgerson” und “Die Biene Maja” durch. Die Proteste blieben noch mehrere Jahre bestehen und in einigen Schulbüchern wurde noch lange vor Animes gewarnt.
In den 90er Jahren erlebten Anime ihre erste Blütezeit in Deutschland. Zu dieser Zeit entstanden Serien wie “Sailor Moon” und “Dragonball” (♥_♥). Manche Serien wurden bereits Jahre zuvor in Japan produziert, wurden jedoch erst in den 90ern in Deutschland ausgestrahlt.
Zu den beliebtesten Serien gehörten “Pokemon”, “Yu-Gi-Oh”, “Digimon” und “Monster Rancher”. Fast jedes “90er-Kind”, das mit Animes groß geworden ist, hat doch die selben tollen Erinnerungn. Nach Hause kommen, TV an und so lange man durfte, Animes schauen.
Eigentlich ist das doch traurig (q_q). Die Kids, die heute nach Hause kommen und den TV anschalten, werden mit geistigem Abfall wie “Berlin Tag & Nacht”, “Mitten im Leben”, “Verdachtsfälle” und weiterem minderwertigem Schrott berieselt. Wir hatten wirklich noch glück.
Nach 2000 öffnete sich Deutschland vollständig den Anime. Filme und Serien wie “Inu Yasha” (Flieg durch die Zeit… *sing), “Hellsing” und “Detektiv Conan” wurden im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und erlangten größte Beliebtheit. Natürlich wurde jeder Anime mit kleineren Protesten seitens der Kirche begleitet. Ok, bei Hellsing verstehen wir das in gewissem Maße (^_^). Im Gegensatz zu den Jahren davor schenkte man diesen jedoch kaum Aufmerksamkeit.
Nach und nach erreichten ebenso die weltweit erfolgreichsten Animes Deutschland und wurden zeitnah für den deutschen Markt zugänglich gemacht. Die größten und aktuellsten Beispiele sind hierbei “Elfenlied”, “Fullmetal Alchemist” und “Seven Deadly Sins”.
Noch immer trauen sich öffentlich-rechtliche Sender nur spärlich an die Sendung von Animes heran. Meist bekommt man im öffentlichen Fernsehen Animes auf den Ablegern des Senders RTL zu sehen. Wer jedoch besonders aktuelle Anime schauen möchte, ist auf die Nutzung des PayTV angewiesen. Oder kauft euch einfach die DVDs. Somit supportet ihr auch die Zeichner und Studios. Von Mangas und Anime zu leben ist echt schwer geworden.
Zahlreiche Filme laufen ebenfalls im Kino. In Deutschland leider seltener. Die meisten Animes kann man jedoch auf DVD erwerben. Die preisgünstigste Methode besteht jedoch aktuell in den zahlreichen Streamingdiensten. Gegen einen verhältnismäßig kleinen monatlichen Beitrag kann man bei diesen Diensten auf eine riesige Bibliothek von Animes zugreifen. Der größte dieser Anbieter ist aktuell das amerikanische Unternehmen “Netflix”. Die großen Streamingplattformen haben aber leider nur eine sehr dünne Auswahl an Anime. Meist sind hier auch nur die kommerziell erfolgreichen zu finden.
Ein bekannter Anbieter, der sich auf Anime speziallisiert hat, ist crunchyroll.com.
In Deutschland hat sich ebenso wie in Japan eine riesige Fankultur um Animes gebildet. Zu nahezu jedem Anime kann man zahlreiche Figuren, Poster oder sogar Bettwäsche und Kleidung bekommen.
Ein zentrales Element der deutschen Anime-Fankultur ist die Leipziger Buchmesse. Dort findet jährlich eine riesige Ausstellung an neuen Mangas und Animes statt. Ebenfalls wird dort einer der größten deutschen Cosplay-Wettbewerbe veranstaltet. Bei diesen Wettbewerben verkleiden sich die Fans als einer ihrer liebsten Charaktere aus Mangas oder Animes. In diesen Kostümen steckt für gewöhnlich sehr viel Arbeit und Geld. Aufgrund der hohen Detailliertheit und der hohen handwerklichen Leistung können viele dieser Werke bereits als Kunst bezeichnet werden.